Kyrie

Der griechische Ruf „Kyrie eleison" war schon in der Antike als Huldigungsruf an Herrscher oder Gottheiten bekannt. Die Christen übernahmen ihn und richteten ihn an Christus, ihren Herrn (griech. „Kyrios"). Die deutsche Übersetzung „Herr, erbarme dich (unser)" verleitet dazu, ihn als reine Bitte zu verstehen. Der Kyrie-Ruf hat jedoch einen doppelten Charakter. Er ist in erster Linie Huldigung, Preisung und Jubelruf. Zugleich ist er aber auch Bitte: Bitte um den Hulderweis, um Erbarmen. Das Kyrie ist Element des Eröffnungsteils von Wort-Gottes- und Eucharistie-Feiern. Formal besteht es aus drei Anrufungen:

  1. „Kyrie eleison" oder „Herr, erbarme dich"
  2. „Christe eleison" oder „Christus, erbarme dich"
  3. „Kyrie eleison" oder „Herr, erbarme dich".
Vor jeder Anrufung kann eine Christus-Anrede stehen, die seine Bedeutung beschreibt (z.B. „du Sohn des Vaters" oder „du schenkst uns neues Leben"), oder auch eine kurze Bitte (z.B. „komm vom Himmelsthron"). Nicht geeignet sind Aussagen über „uns sündhafte Menschen", die das Kyrie zu einem reinen Buß-Ruf machen. Als Faust-Regel gilt: Anrufungen, die mit „wir" beginnen, vermeiden! Adressat der Kyrie-Anrufungen ist immer Jesus Christus. Also nicht: „er hat …", sondern: „du hast …". Durch das Sprechen oder Singen des Kyrie ereignet sich Kommunikation zwischen der versammelten Gemeinde und ihrem Herrn Jesus Christus. Es wird eine echte Handlung vollzogen: Huldigung und/oder Bitte. In der Zeit der Vorbereitung auf Ostern könnte der Bitt- und Bußcharakter stärker im Vordergrund stehen, in der Osterzeit dann Jubel und Lobpreis.

Redaktion

Anzeige: SCHOTT Messbuch - Für die Wochentage - Band 1: Geprägte Zeiten